19. Oktober 2023
Fanny Hensel (1805 - 1847) „Ein besseres Publikum kann man wirklich nicht haben. Ich schreibe auch jetzt viel; nichts spornt mich so an als Anerkennung wogegen mich Tadel mutlos macht und niederdrückt. (…) Es kostet uns einen schweren Kampf von Rom fortzugehen; Ich hätte nie gedacht, dass es mir einen so tiefen Eindruck machen würde. Ich will gar nicht verhehlen, dass die Atmosphäre von Bewunderung und Verehrung, von der ich mich hier umgeben sehe, wohl etwas dazu beitragen mag, ich bin...
06. September 2022
Franziska Lebruns (1756 - 1791) und Margarethe Danzis (1768 - 1800) Biografien bilden eine nennenswerte Schnittmenge: die bedeutende Karriere als Sängerin, das künstlerische Zentrum des Mannheimer - später Münchner - Hofs, eine Lehrerin/Schülerin Beziehung sowie ein angeheiratetes Verwandtschaftsverhältnis. Margarethe Marchand (später Danzi) wird als Tochter des Münchner Theaterdirektors Theobald Marchand geboren. Sie steht schon als Kind schauspielernd, singend und klavierspielend auf...
15. Juli 2022
Wien im 18. Jahrhundert wird von einem Vertreter des aufgeklärten Absolutismus regiert: Bauernbefreier, Philanthrop, später auch nostalgisch als Reformkaiser verklärt. Joseph II. ist außerdem hoch gebildet, weit gereist und liebt und fördert die Kunst in seinem Wien. Vielleicht ist er einer der Faktoren, die Wien zur internationalen Bühne der Hochkultur machen. So modern ist Wien, dass auch Frauen hier großangelegte Werke komponieren, Schülerkreise unterhalten und öffentlich in...
10. Juni 2022
Charles Burney nennt es einen fast unglaublichen Anblick, Jean-Jaques Rousseau kann sich nichts so Wollüstiges vorstellen - aus ganz Europa reist die Prominenz an, um sie zu erleben: die Mädchen aus den berühmten venezianischen Konservatorien (ursprünglich Waisenhäuser). Die heiß begehrten Aufführungen der Musikerinnen bleiben den angereisten Voyeuren in der Regel jedoch ein rein akustischer Genuss: Die Mädchen spielen und singen hinter blickdichten Gitterwänden oder zumindest in...
04. Mai 2022
Seit acht Tagen lerne ich Violine spielen und extemporiere schon. Die Marwitz spielt die zweite Violine und die Grumbkow lernt die Bassgeige, die Base das Cello des Herrn von Brandt. Es ist der reine Hexensabbat! Wir machen unsere Sache bereits so gut, dass alles entflieht, wenn wir unser Konzert beginnen! (Wilhelmine von Bayreuth) Eigensinn, Freigeistigkeit, Unbeugsamkeit - Eigenschaften einer Künstlerin „Wenn wir ein Frauenzimmer spielen sehen, so empfinden wir ein gewisses Gefühl des...
27. Juli 2021
Eine Interpretin - ein(e) ZuhörerIn: Eindrücke von ZuhörerInnen und meine Gedanken zum Format des 1 zu 1 Konzert „Man kann sich nicht entziehen“ „Ich habe wirklich die ganze Zeit aufmerksam zugehört, normalerweise schweift man im Konzert auch mal ab...“ Ein einzelner Adressat ist kaum zu verfehlen. Sowie sich mein Spiel nur an eine einzige Person richtet, arbeitet sich der/die ZuhörerIn allein an der Beziehung zur Interpretin ab. Keiner von beiden kann sich zerstreuen, die...
26. Mai 2021
(Giovanni Francesco Barbieri Guercino: Die Ekstase des heiligen Franziskus) Auf Gemälden des 17. Jahrhunderts begegnen uns häufig geigende Figuren, die ihr Instrument ebenso tief halten wie der obige Engel. Welche Rolle hier Ästhetik spielte versus Realitätstreue? Wie exakt die Beobachtungsgabe eines Malers sein kann, der selbst kein Instrument spielt? - Berechtigte Fragen. Johann Jakob Prinner hat dazu (unter anderem) folgende Meinung: Wenn man aber die Violin recht beherrschen will, so...
20. März 2021
Um die Figur Francesco Geminiani (1687-1762) ranken sich viele Geschichten: Er soll in Neapel vom Konzertmeister zum Bratscher degradiert worden sein, weil das Orchester mit seiner Art zu spielen überfordert war. Er soll aus England nach Dublin nur deswegen zeitweise übersiedelt sein, weil er in Zusammenhang mit seinem zweiten Standbein, dem Gemäldehandel, in dubiose Machenschaften verwickelt war. Er soll in Dublin dann einen Konzertsaal unterhalten haben, in dessen Untergeschoss er...